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Callidulidae - Typenverzeichnis


Über (10) Callidulidae

Die Callidulidae sind die einzige bekannte Familie der Superfamilie Calliduloidea. Sie umfassen acht Gattungen, die sich in die drei Unterfamilien Callidulinae, Pterothysaninae und Griveaudinae aufteilen.

Während die Unterfamilie Griveaudinae nur eine Gattung enthält, deren Arten ausschließlich auf Madagaskar vorkommen, sind die Arten der beiden anderen Unterfamilien weiter verbreitet, aber ebenfalls auf die Tropen der Alten Welt von Südostasien bis Australien beschränkt.

Die Callidulidae sind zoogeographisch interessant, weil sie sich sowohl in Madagaskar wie auch in der orientalischen Region finden, nicht aber auf dem afrikanischen Kontinent. Sie sind eines der Beispiele dafür, dass die madegassische Lepidopterenfauna Verwandtschaftsbeziehungen zur orientalischen Fauna und nicht etwa zur afrotropischen aufweist, obwohl die Insel Madagaskar geographisch nahe am afrikanischen Kontinent liegt. Dieses Phänomen erklärt sich damit, dass sich Madagaskar während der plattentektonischen Abkapselung des Gondwana-Kontinents im Mesozoikum von Indien und nicht etwa von der afrikanischen Platte ablöste.

Die orientalischen Callidulinae erwecken auf den ersten Blick den Eindruck von Lycaeniden oder Zipfelfaltern (Familie Bläulinge). Ihr Verhalten in der Natur ist diésen ähnlich, zumal sie in Ruheposition eine von diesen kaum unterscbeidbare Flügelstellung einnehmen. Bei Sonnenschein sind sie häufig mit tagfalterartig nach oben zusammengeklappten Flügeln beim Blütenbesuch zu beobachten. Auch ihre Fühler gleichen denen tropischer Bläulinge, da sie am distalen Ende keulenartig verdickt sind. Sie sind überwiegend braun gefärbt, ihre Flügelunterseite weist oft gelbliche Binden auf. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass sie häufig fälschlich als Tagfalter angesprochen werden. Selbst Spezialisten unterliefen diesbezüglich Fehlinterpretationen. Im „SEITZ“, einem epochalen Nachschlagewerk, wie auch in anderen Standardwerken (Checklist of Lepidoptera of Taiwan), wurde die Gattung Herimba fälschlich zu den Callidulinae gezogen, obwohl sie in Wirklichkeit zu den Thyrididae gehört (MINET, 1989).

Diese Motten sind sowohl tag- als auch nachtaktiv, was aber vor allem auf die aber hauptsächlich tagfliegenden Callidulinae zutrifft. Die deutlich nachtaktiveren Pterothysaninae und Griveaudinae nehmen in Ruheposition eine andere, eher dachartige Flügelstellung ein.

Die Falter der Pterothysaninae erinnern an Geometridae. Häufig auch als eigene Familie gewertet, enthält die Unterfamilie zwei Gattungen, deren eine, Helicomitra, in ihrer Verbreitung ebenfalls nur auf Madagaskar beachränkt ist.

Pterothysanus laticilia Walker, 1854
( Pterothysaninae )

Obgleich als große Rarität geltend, ist die Gattung Pterothysanus im Museum WITT vergleichsweise sehr gut vertreten. Charakteristisch für diese Arten ist die lange, den Analrand des Hinterflügels weit überragende „Mähne“. Die Unterfamilie umfasst etwa ein Dutzend Arten mit himalayanischer und orientalischer Verbreitung sowie eine auf Madagaskar heimische Art.
Die Biologie der meisten Arten ist weitgehend unekannt. Die Eistruktur der Griveaudiinae und Callidulinae ist sehr flach, die bisher bekannt gewordenen Raupen weisen durchgehend eine grüne Färbung auf, ihr Kopf ist glänzend schwarz. Für die Raupen wurden bisher ausschließlich Farne als Nahrungsgrundlage nachgewiesen. Aus diesen formen sie sich eine Blattrolle, in der sie ihre Entwicklung durchlaufen und sich schließlich auch verpuppen. Allerdings gibt es unter ihnen auch Arten wie die der Gattung Helicomitra, die ihr Puppengehäuse im Erdreich anlegen.
Die phylogenetische Position der Callidulidae ist wenig erforscht. Die nächsten Verwandten werden derzeit in einer Gruppe von drei Superfamilien vermutet, die gleichzeitig strukturelle Merkmale der Drepanoidea, Geometroidea und der Axoidea vereinen.

Literatur

MINET, J. (1999 [1988]). Die Axioidea und Calliduloidea. CH. 16, S. 257-261 in KRISTENSEN, N. P. (Ed.). Lepidoptera, Motten und Schmetterlinge . Band 1: Evolution, Systematik und Biogeographie. Handbuch der Zoologie. Eine Naturgeschichte der Stamme des Tierreiches / Handbuch der Zoologie. Eine Naturgeschichte der Stämme des Tierreiches. Band / Band IV Arthropoda: Insecta Teilband / Teil 35: 491 pp. Walter de Gruyter, Berlin, New York.

MINET, J. (1990 [1989]). Nouvelles frontières, géographiques et taxonomiques, pour la famille des Callidulidae (Lepidoptera, Calliduloidea). Nouvelle Revue d'Entomologie ( NS ) 6 (4): 351-368.

MINET, J. (1991): Tentative reconstruction of the ditrysian phylogeny (Lepidoptera: Glossata). - Ent. scand. 22 (1): 69-95.

VAN NIEUKERKEN et al. (2011). In ZHANG (Ed.), Animal biodiversity: An outline of higher-level classification and survey of taxonomic richness. Order Lepidoptera Linnaeus, 1758. Zootaxa 3148 : 212-221.

(Text J. de Freina 16.01.2018)