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Dilobidae - Typenverzeichnis


Über (4) Dilobidae

Die Familie Dilobidae beinhaltet nur die Gattung Diloba, der wiederum nur eine Art angehört, die in Europa und den angrenzenden Gebieten vorkommt.
Die Wertung der Gattung und die systematische Stellung des Vertreters Diloba coeruleocephala, mit deutschem Namen Blaukopf, im System der Lepidoptera wird nach wie vor diskutiert. Die systematische Einordnung ist kompliziert und hat mehrfach gewechselt. Kitching (1984) liefert eine Übersicht zur taxonomischen Geschichte dieser Schmetterlingsart. In der Beurteilung des vorigen Jahrhunderts wie etwa im Katalog von STAUDINGER & REBEL-Katalog ist die Art in der Familie der Eulenfalter (Noctuidae) gelistet. Kurzzeitig war sie auch bei den Thyatiridae (Wollrückenspinner) eingegliedert.
Im Jahr 1970 stellte sie KIRIAKOFF Diloba in die Nähe der Notodontidae (Zahnspinner) und wertete den zwischenzeitlich für unnötig erachteten Status der Familie Dilobidae wieder als eigenständig und verfügbar auf. Er rechtfertigte diese Umstellung mit dem Vorhandensein besonderer Strukturen des Tympanalorgans. Heute weiß man, daß diese von KIRIAKOFF falsch interpretiert wurden und die frühere Zuordnung der „Dilobidae“ zu den Noctuidae richtig war. Wo ihr Vertreter in deren System genauer einzugliedern ist, bleibt vage.
Noch immer ist auch unklar, ob Noctuidae und Dilobidae tatsächlich von einem gemeinsamen Vorfahren abstammen. Dehalb werden im Museum WITT die Dilobidae weiterhin in tradierter Weise als eigene Familie behandelt. Diese Auffassung wurde bereits von Franz Daniel vertreten, der Diloba, ungeachtet der Diskussion um die Wertung des Tympanalorgans, als festen Bestandteil der Bombycidae ansah.
In der Tat ist das Aussehen von D. coeruleocephala mit dem gedrungenen Körperbau und den stark gekämmten Fühlern des Männchens spinnerartig. Auch der dicke, wollig behaarte Körper des Weibchens ist für Eulenfalter eher untypisch. Seinen deutschen Namen Blaukopf verdankt die Art dem blauen Kopf der ansonsten auffällig gelb-weiß-schwarz gefärbten Raupe.
Die von Franz Daniel übernommene Sammlung stellt bis heute den Hauptanteil des Museumsbestandes dieser Familie.

Literatur
DE FREINA, J. J. & WITT, T. J. (1987): Nolidae, Arctiidae, Syntomidae, Dilobidae, Lymantriidae, Notodontidae, Thaumetopoeidae, Thyretidae, Axiidae, Drepanidae, Thyatiridae, Bombycidae, Brahmaeidae, Endromidae, Lasiocampidae, Lemoniidae, Saturniidae. In: Die Bombyces und Sphinges der Westpalaearktis, Band 1 (708 pp., 46 Farbtafeln). – Edition Forschung & Wissenschaft Verlag GmbH, München.

Ebert, G. (Hrsg.) (1994): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs Band 4, Nachtfalter II (Bombycidae, Endromidae, Lasiocampidae, Lemoniidae, Saturniidae, Sphingidae, Drepanidae, Notodontidae, Dilobidae, Lymantriidae, Ctenuchidae, Nolidae). Ulmer Verlag Stuttgart.

Fibiger, M., Ronkay, L., Steiner, A. & Zilli, A. (2009): Noctuidae Europaeae Volume 11 Pantheinae, Dilobinae, Acronictinae, Eustrotiinae, Nolinae, Bagisarinae, Acontiinae, Metoponiinae, Heliothinae and Bryophilinae. 504 S., Entomological Press, Sorø.

Forster, W. & Wohlfahrt, T. A. (1971): Die Schmetterlinge Mitteleuropas - Bd. IV Eulen (Noctuidae). 329 S., Franckh´sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart.

Kitching, I. J. (1984): An historical review of the higher classification of the Noctuidae (Lepidoptera). Bull. Br. Mus. (Nat. Hist.) Ent. Ser., 49: 153-234.

(Text: Josef DE FREINA 05.05.2018)