Home :: Collections :: Alphabetical Order :: Hepialidae

  
The English translation of this site is currently under construction. We apologize for any inconveniences.
Hepialidae - Typenverzeichnis


Über (35) Hepialidae

Die Familie der Hepialidae umfaßt weltweit etwa 500 Arten. Mit Ausnahme von Madagaskar und Westafrika sind sie weltweit verbreitet. Der Schwerpunkt der Verbreitung liegt in der indoaustralischen Region, speziell auf Australien und Neu-Guinea. Bevorzugte Lebensräume sind feuchte Landschaftsbereiche wie Sumpflandschaftenn oder Farnwälder, in Mitteleuropa hauptsächlich Feuchwiesen.

Letho venus (STOLL, 1780), "D.O. Afrika sup., 1919"

Hepialidae gehören der Unterordnung Homoneura an, in welcher die urtümlich primitiven Gruppen an Lepidopteren zusammengefasst sind. Ihre ursprüngliche Morphologie kommt besonders in der in der Art ihrer auffällig großen Augen und ihres Flügelgeäders zum Ausdruck, das in Vorder- und Hinterflügel nahezu identisch ist. Ihre eigenartige Beschuppung ist noch weitgehend haarartig. All dies deutet auf eine phylogenetische Nähe zu den Köcherfliegen (Trichopera) hin. Mundwerkzeuge sind kaum entwickelt, der Rüssel ist nur andeutungsweise vorhanden, weshalb Hepialiden zu keiner Nahrungsaufnahme fähig sind. Infolgedessen ist ihre Lebensdauer als erwachsener Schmetterling kurz. Die Flügel sind schmal und relativ lang, die Fühler kurz und bei beiden Geschlechtern fast identisch.
Bei den Wurzelbohrern handelt es sich um kleine bis riesige Nachtfalter. Palaearktische Arten sind von geringer Farbenpracht und geben nichts von der Schönheit und Größe tropischer Hepialidae wieder. Man denke nur an die imposante Zelotypia stacyi SCOTT, 1869 aus Australien, die bis zu 24 cm Spannweite erreicht, oder an die riesige Zenophassus giganteus (HERRICH-SCHÄFFER, 1803) aus Südamerika.
Die in Europa vorkommenden 16 Arten, davon 7 in Mitteleuroa, sind mehrheitlich mittelgroß. Sie sind dämmerungs- oder nachtaktiv. Einige Arten wie der Hopfen-Wurzelbohrer Hepialus humuli fallen durch Schwärmverhalten in der Abenddämmerung auf, bei dem die Männchen nach Sonnenuntergang über Wiesen schwirren. Dies hat den geisterhaft weiß gefärbten Tieren ihren englischen Namen "Ghost Moth" eingebracht.
Im Unterschied zu den übrigen Schmetterlingen locken bei den Wurzelbohrern meistens die Männchen die Weibchen an. Dies geschieht teils durch die Abgabe von Pheromonen im Flug wie bei Hepialus humuli, teils im Sitzen wie bei Phymatopus hecta. Bei einigen hochalpinen Gattungen (Pharmacis, Aoraia) kommt im weiblichen Geschlecht Brachypterie vor: Deren Flügel sind verkürzt bzw. so weit zurückgebildet, dass die Weibchen nicht mehr flugfähig sind. Dementsprechend geschieht die Geschlechterfindung in der herkömmlichen Weise: die Weibchen locken die Männchen an.
Die Raupen leben in der Humusschicht in mit Seidenfäden ausgekleideten Gängen, meistens in unmittelbarer Nähe ihrer jeweiligen Nahrungspflanzen an deren Wurzeln oder auch darin. Diese werden seitlich angenagt oder bei größeren Wurzeln gangartig ausgehöhlt. Es werden auch „Fluchtröhren“ angelegt, die je nach Art mehr oder weniger ausgesponnen werden. Es ist den Raupen möglich, sich darin rasch vor- oder rückwärts zu bewegen. Bei manchen Arten kommen die Raupen nachts auch an die Oberfläche, um Blätter zu fressen oder die Futterpflanze zu wechseln. Im letzten Stadium sind die Raupen sehr gefräßig, so dass es zu Schäden im Gemüse- und Zierpflanzenanbau kommen kann.
Die Weibchen von großen Arten legen mehr als 30 000 Eier. Diese werden von manchen Arten während des Fluges über bevorzugte Fresspflanzen der Raupen, wie Farne, Brennnesseln und anderen krautige Pflanzen verstreut. Bei mehreren Arten ist während der Larvalentwicklung der Übergang von Fungivorie (Pilznahrung) zu Phytophagie (Pflanzennahrung) belegt. Die Verpuppung erfolgt außerhalb der Futterpflanze in einem leichten Gespinst unter dser Erdoberfläche.

Literatur

Ebert , G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs Band 3, Nachtfalter I (Wurzelbohrer (Hepialidae), Holzbohrer (Cossidae), Widderchen (Zygaenidae), Schneckenspinner (Limacodidae), Sackträger (Psychidae), Fensterfleckchen (Thyrididae)). Ulmer Verlag Stuttgart 1993.

Freina , J. J. de & Witt , T. J. 1990c. 2. Buch. Cossidae, Limacodidae, Megalopygidae, Thyridae, Epipyropidae, Heterogynidae. In: Die Bombyces und Sphinges der Westpalaearktis, Band 2 142 pp., 10 Farbtafeln). – Edition Forschung & Wissenschaft Verlag GmbH, München.

Grehan , J. R. (2012): Morphological evidence for phylogenetic relation.ships within the Hepialidae (Lepidoptera: Exoporia). ‒ Bulletin of the Buffalo Society of Natural Sciences 42: 33-62.

Kristensen , N. P. (1999): The Homoneurous Glossata: 51-63. In: Handbook of Zoology. Volume IV: Arthropoda: Insecta. Part 35. Lepidoptera, Moths and Butterflies. Volume 1: Evolution, Systematics, and Biogeography. Berlin, New York (de Gruyter).

https://australianhepialidae.wordpress.com/
https://www.zobodat.at/search.php?q=Hepialidae


Abb. Leto venus (STOLL, 1780), das „Silberfleck-Geistchen“ ist die vielleicht größte in Südafrika heimische Art. Dort ist sie in ihrer Verbreitung auf das Westkap beschränkt. Ihre Raupe entwickelt sich in Baumwicken (Fabaceae) wie Virgilia oroboides.

Zur homepage von John Grehan: Hepialidae (ghost moths) of the world:
http://johngrehan.net/index.php/hepialidae

(Text: Josef DE FREINA 25.11.2017)

Der gesamte Bestand ist dargestellt unter:
Virtuelle Sammlungen