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Libytheidae - List of Type


Über Libytheidae (Schnauzenfalter)

Die Libytheidae wurden in der älteren Literatur als eigenständige Familie Libytheidae aufgefaßt, von manchen Autoren aber auch als Unterfamilie der Riodinidae behandelt. Neuerdings hat sich die Auffassung durchgesetzt, sie als Unterfamilie innerhalb des Monophylums Nymphalidae einzustufen.
Die Libytheinae sind, obwohl in allen Kontinenten verbreitet, artenarm. Sie enthalten lediglich zwei Gattungen mit zusammen dreizehn Arten, acht davon in Libythea und fünf in Libytheana.

In Europa kommt nur der Zürgelbaumfalter (Libythea celtis) vor, dessen Verbreitungsgebiet sich von Nordafrika durch den Mittelmeerraum (nordwärts bis in die südlichen Alpentäler) und über Südrussland und Indien bis nach Japan und Taiwan erstreckt. Die Art konnte ihr Verbreitungsareal in den letzten 60–70 Jahren aus Sibirien kommend in Osteuropa stark erweitern. Die zahlreichen künstlichen Anpflanzungen des Nordamerikanischen Zürgelbaums (Celtis occidentalis) und des Südlichen Zürgelbaums (Celtis australis) als Allee- und Parkbäume in Ungarn, in der Slowakei und im Osten von Österreich begünstigten die weitere Ausbreitung von L. celtis nach Norden und ihre Etablierung.

L. celtis-Weibchen legen ihre Eier im Frühjahr einzeln an den Knospen des Europäischen Zürgelbaums (Celtis australis) ab. Die Art überwintert als Falter. Die Flugzeit der Falter erstreckt sich in einer Generation von Juni bis August und nach der Überwinterung von März bis Ende April.

Einige Arten wie die afrikanische Libythea labdaca und die amerikanische Libytheana carinenta sind Wanderfalter. Libythea labdaca wandert dabei im Frühjahr in großen Schwärmen nach Süden und im Herbst wieder zurück in den Norden. Bei einer Wanderung von Libythea labdaca in Ghana wurde die Zahl der Falter auf eine Milliarde geschätzt. Auch Libythea celtis wird den Wanderfaltern zugerechnet. Dabei nimmt sie als einzige univoltine Art innerhalb dieser Gruppe eine Sonderstellung ein, denn sie verlässt über den Sommer ihr Entwicklungshabitat und zieht in höhere Lagen der Gebirge (bis 2300 m). Nach dieser Übersommerung wandern die Falter wieder zurück.
Der deutsche Name „Schnauzenfalter“ bezieht sich auf die für diese Falter charakteristischen dicken langen und behaarten Labialpalpen (Pedipalpen), die viermal so lang sind wie der Kopf und deshalb wie eine Schnauze aussehen, die deutlich den Kopfes überragt.

Libytheinae sind mittelgroße tagaktive Falter mit und typisch eintönig braun. Sie sind an der typischen Flügelform mit dem auffällig gezackten Außenrand der Vorderflügel zu erkennen. Die Vorderbeine der Männchen sind verkürzt, bei Weibchen sind sie voll entwickelt. Die Hinterflügel sind auf der Unterseite kryptisch eingefärbt, um sich harmonisch in die Umgebung einzufügen. Während der Ruhe halten die Mitglieder dieser Unterfamilie ihre Flügel dicht geschlossen, um dürren Blättern zu ähneln.

Die Falter fliegen schnell und ruckartig und ruhen oft. Besonders die Männchen saugen in Gruppen an feuchten Stellen. Die Weibchen leben versteckter.

Die Raupen entwickeln sich an Zürgelbäumen (Celtis spp.), einige auch an Seifenbaumgewächsen (Sapindaceae), Lorbeergewächsen (Lauraceae) und Geißblattgewächsen (Caprifoliaceae).

Das durch den Erwerb diverser Sammlungen mit in das Museum Witt gelangte Libytheidae-Material dürfte sich für zukünftige Bearbeitungen als durchaus interessant erweisen.

Literatur

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(Text: Josef DE FREINA 4.09.2018)