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Limacodidae - Typenverzeichnis


Über (27) Limacodidae

Limacodidae (Schneckenspinner, Asselspinner oder Schildmotten)

Die Limacodiden sind eine Familie von Nachtfaltern in der Überfamilie Zygaenoidea bzw. Cossoidea. Mit den näher verwandeten Megalopygidae, Dalceridae, und Aididae bilden sie die „Limacoden“-Gruppe. Man unterteillt die Limacodidae in die Unterfamilien Limacodinae und Chrysopolominae. Letzere, in den Tropen Afrikas verbreitet, werden von manchen Autoren auch als eigenständige Familie betrachtet.

Die Familie ist weltweit mit etwa 1500 beschriebenen und wahrscheinlich vielen noch nicht beschriebenen Arten beheimatet. Ihr Hauptverbreitungsgebiet sind die Tropen und Subtropen.
Die Falter werden wegen ihrer Raupen auch oft Schneckenmotten genannt, weil diese eine äußere Ähnlichkeit mit Schnecken aufweisen. Wegen der Form ihrer Kokons nennt man sie auch Schildmotten.

Es handelt sich um kleinere bis mittelgroße behaarte nachtaktiven Motten mit Flügelspannweiten von 16‒32 Millimetern. Ihr Körper ist robust gebaut, die Körperform ist gedrungen. Ihre in Ruhestellung dachartig an den Körper angelegten kurzen und breiten Vorderflügel sind lediglich 1,5‒2 mal länger als breit. Meist sind sie einfarbig braun, grünlich oder metallisch glänzend. Flügelmuster und Färbung haben einen sehr charakteristischen seidigen Glanz. Nordamerikanische Arten sind mehrheitlich kryptisch braun, manchmal auch mit weißen oder grünen Mustern.
Die in ihrer Form den Vorderflügeln ähnlichen Hinterflügel sind stark abgerundet.

Die Falter sind nachtaktiv. Allen Arten fehlt der Saugrüssel. Da sie keine Nahrung aufnehmen können, haben sie eine nur sehr kurze Lebenserwartung von etwa einer Woche. Dieser Zeit nutzen sie einzig und allein, um sich fortzupflanzen.

Die Fühler sind kurz und erreichen in etwa nur die Hälfte der Länge der Vorderflügel. Bei den Männchen gibt es sowohl Arten mit fadenförmigen als auch mit gekämmten Fühlern. Die Maxillarpalpen sind je nach Art gut entwickelt, reduziert oder fehlend.

Die Raupen sind typischerweise flach geformt und anstatt Prolegs besitzen sie Saugnäpfe. Die thorakalen Beine sind zwar immer vorhanden, aber reduziert. Anstelle der Bauchbeinpaare besitzen sie ähnlich wie Schnecken vorhanden eine Kriechsohle. Zur Fortbewegung benutzen sie sogar ein Gleitmittel, eine Art verflüssigte Seide. Ihr Kopf ist unter Falten verborgen.

Erwachsenen. Limacodidae-Raupen können mit den ähnlich abgeflachten Lycaeniden-Schmetterlingen (Bläulinge) verwechselt werden, aber deren Raupen haben Prolegs, sind immer länger als breit und immer dicht mit kurzen oder langen Stacheln (haarähnlichen Borsten) bedeckt. Viele Limacodidae-Raupen sind grün und ziemlich glatt, andere besitzen helle Warnfarben und weisen Tuberkel mit Brennhaaren auf, die auch beim Menschen Hautreizungen hervorrufen können.

Die Raupen sind dämmerungs- und nachtaktiv. Erststadien skelettieren das Blatt, spätere Stadien fressen das ganze Blatt. Viele Arten scheinen sich von mehreren Gattungen von Wirtspflanzen zu ernähren. So sind Apfel, Asche, Birken, Kastanien, Hartriegel, Walnussgewächse, Eichen, Persimmon, Weiden und andere Gehölze als Raupennahrung bekannt. Sie bevorzugen aber unbehaarte Blätter, vermutlich weil die Trichome der behaarten Blätter ihre Bewegung stören.

Die verpuppungsreife Raupe baut einen Seidenkokon, der mit aus dem Körper ausgeschiedenem Kalziumoxalat erhärtet wird. Diese wird entweder auf den Blättern der Pflanzen oder am Boden zwischen Laub verfertigt. Kokons weisen eine für den schlüpfenden Falter hilfreiche kreisförmige Schlupfluke auf, die aus einer linienförmigen Schwachstelle in der Seidenmatrix gebildet wird.

Die Sektion Familie Limacodidae des Museums Witt umfasst derzeit 250 Kästen. Das wissenschaftlich hochwertige Belegmateral wird von Dr. Alexey SOLOVYEV betreut und bearbeitet, der in den letzten Jahren mehrere Publikationen mit an die Hundert neu beschrieben Arten veröffentlichte, deren Grundlage zum großen Teil das Wittsche Museumsmaterial als Grundlage bildete. Die in ihrer Verbreitung auf den afrikanischen Kontinent beschränkten Chrysopolominae werden separat in vier von Vadim ZOLOTUHIN aufgestellten Kästen als Unterfamilie geführt, die auch Originalfotos von Holotypen enthalten.

(Text Josef DE FREINA 6.09.2018)


Parasa vadimi Solovyev & Witt, 2009
( Limacodidae ), Paratype
Phocoderma witti Solovyev, 2008
( Limacodidae ), Holotype

Short characteristic of
Limacodidae (by Alexey V. SOLOVYEV )

The Limacodidae are a very diverse in all continents, and constitute a mainly tropical and subtropical family. The world fauna comprises about 1,500 species. Externally, the moths are quite different in size, wing pattern and coloration have a very characteristic silky shining on the forewing. The male antennae range from bipectinate to filiform; the female antennae are filiform.

Diagnostic features are reduced to small proboscis consisting of slightly spiral galeae, lacking chaetosemata and ocelli, presence of vein R3+R4, presence of a dense mat of ventral sensillae trichoideae on recessed pad without interspersed scales (EPSTEIN, 1996) and disc-shaped ovipositor lobes in female genitalia.

The moths are usually nocturnal and well attracted to light; they are often observed in a distinctive resting posture with the body held at an angle from the substrate supported by the extended legs with the wings draped laterally (GODFRAY et al., 1987). The larvae are mostly characteristic for the family. The head is retracted. The prolegs are absent. The thoracic legs are still visible though much reduced. The ventral surface of segments A1–A7 contains suckers that take part directly in peristaltic movement.The dorsum of larva contains spiny scoli, hairy tubercules, or verrucae in position D and SD (homology sensu EPSTEIN, 1996), or larva relatively smooth, without tubercules, or with gelatinous warts similar to those of Dalceridae . Young larvae often look very different from mature larvae of the same species. Typically, younger larvae have larger scoli and look more “spiny”. The larvae of most species appear to be polyphagous, feeding on a wide range of plant families, most of these plants are important economically.

At present, the family Limacodidae is placed into Zygaenoidea (SCOBLE, 1992; EPSTEIN et al., 1999; KUZNETZOV & STEKOLNIKOV, 2001) and associated with the limacodid -group of families including also Megalopygidae, Dalceridae , and Aididae (EPSTEIN, 1996).The family is presently separated in two subfamilies – Limacodinae and Chrysopolominae (EPSTEIN, 1996; EPSTEIN et al., 1999). The second one is known from tropical Africa and is often regarded as a separate family.

Literature references:

EPSTEIN, M. E. (1996): Revision and Phylogeny of the Limacodid-Group Families, with Evolutionary Studies on Slug Caterpillars (Lepidoptera: Zygaenidea). — Smithsonian Contributions to Zoology 582: 1–102.

EPSTEIN, M. E., GEERTSEMA, H., NAUMANN, C. M. & G. M. TARMANN (1999): The Zygaenoidea, pp. 159–180. In: KRISTENSEN, N. P. (ed.), Lepidoptera: Moths and Butterflies. 1. Evolution, Systematics, and Biogeography. Handbook of Zoology. 4, Part 35. — De Gruyter, Berlin and New York, 491 pp.

GODFRAY, H. C. J., COCK, M. J. W. & J. D. HOLLOWAY (1987): Chapter 1. An introduction to the Limacodidae and their bionomics, pp. 1–8. In: COCK, M. J. W., GODFRAY, H. C. J. & HOLLOWAY, J. D. (eds). Slug and Nettle Caterpillars. — CAB International, Wallingford, England, UK, 270 pp., 36 pls.

KUZNETSOV, V. I. & A. A. STEKOLNIKOV (2001): New Approaches to the system of Lepidoptera of World Fauna (on the base of the functional morphology of abdomen). — Proceedings of the Zoological Institute, Russian Academy of Sciences 282: 1–462 (in Russian).

SCOBLE, M. J. (1992): The Lepidoptera. Form, Function and Diversity. — Oxford University Press, 404 pp.