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Lycaenidae - Typenverzeichnis


Über Lycaenidae

Lycaenidae (Bläulinge, Blues)

Die Familie der Lycaenidae sind Teil der Superfamilie Papilionoidea. Mit weltweit über 6.000 Arten und circa 450 Gattungen (Stand: 2018) machen sie etwa 30 % der bekannten Schmetterlingsarten aus und sind nach den Nymphalidae die zweit artenreichste Familie von Schmetterlingen. In Europa sind sie mit 125 Arten vertreten, davon sind 59 in Mitteleuropa heimisch. Sie werden gegenwärtig in die 8 Unterfamilien Curetinae, Poritiinae, Miletinae, Liphyrinae, Theclinae, Lipteninae, Lycaeninae und Polyommatinae unterteilt. Einige Autoren sehen auch die Familie Riodinidae als Unterfamilie der Lycaenidae. Die Falter fliegen meist in einer, bei manchen Arten auch in 2-3 Generationen.

Die Arten sind überwiegend klein bis mittelgroß mit Flügelspannweiten von 24 bis maximal 50 Millimetern. Es gibt jedoch auch einige größere Arten.
Die Tiere weisen oft einen Sexualdichroismus auf, wobei bei den meisten Arten die Vorderflügel der Männchen vielfach brillant blau, die der Weibchen braun ist. Auch die meisten Männchen der europäischen Arten haben blau gefärbte Flügeloberseiten, daher die geläufige Bezeichnung „Bläulinge“. In den Tropen der Alten Welt und in den gemäßigten Zonen sind irisierende blaue, violette, leuchtend rote und orange Farben, oft mit metallischem Schimmer, vorherrschend. In semiariden Landschaften finden sich jedoch auch Arten mit bei beiden Geschlechtern braunen Faltern oder orange Männchen mit braun gemusterten Weibchen.
Manche Arten tragen Augenflecke und fühlerähnliche Schwänzchen am Hinterflügelrand. Auf der Unterseite finden sich viele Arten an Mustern aus dunklen, zum Teil hell umrandeten Flecken.

Die Falter besitzen neben ihren Facettenaugen keine Punktaugen (Ocelli). Ihre am Ende keulenartig verdickten Fühler sind kurz bis mittellang und meistens etwa halb so lang wie die Vorderflügel. Ihr voll entwickelter Saugrüssel ist unbeschuppt, die Labialpalpen bestehen aus drei Segmenten, Maxillarpalpen fehlen. Alle sechs Beine sind gut entwickelt, aber die Vorderbeine der Männchen sind oft verkürzt und nicht zum Laufen verwendbar. Die kompakten Vorderflügel sind nur 1,4 bis 1,9 mal länger als sie breit sind. Sie weisen 10 oder 11 Flügeladern auf, bei denen die siebte Ader fehlt bzw. zusätzlich die achte und neunte verwachsen sind. Sie haben nur eine Analader (1b). Die Hinterflügel haben neun Adern und zwei Analadern (1a und 1b), wobei die Adern 3 und 4 verwachsen sind.

Lycaenide sind in ihren Nahrungsgewohnheiten sehr verschieden, ihr Nahrungsspektrum ist breit gefächert. Abgesehen von der hohen Zahl an Phytophagen, die sich von Nektar ernähren, leben einige von Blattlaus-Honigtau. Wieder andere sind entomophag und ernähren sich von Blattläusen und Schuppeninsekten.
Weibchen legen die Eier einzeln auf Wirtsblätter oder Blütenknospen. Die Raupen der Bläulinge in Europa sind gedrungen, vorne und hinten verjüngt, vielfach grün und weisen dorsal oftmals ein rautenförmiges Muster auf. Sie sind kurz behaart. Der Kopf kann bei vielen Arten eingezogen werden. Die Form der Raupen ist typischerweise assel- oder schneckenförmig. Die meisten Arten überwintern im Ei- oder Puppenstadium.
Zunächst frisst die Jungraupe an ihrer jeweiligen Wirtspflanze, wandert aber meist nach der 3. Häutung umher und wird, noch klein, von Ameisen in deren Nest verschleppt oder dringt dort selber ein, um sich von deren Brut zu ernähren. Etwa 75 % der Arten assoziieren mit Ameisen, eine Beziehung namens Myrmecophilie. Eine derartige Assoziation kann je nach Spezies mutualistisch, parasitär oder räuberisch sein. Die Raupen sondern aus dorsalen Hautdrüsen zuckerhaltige Sekrete ab, die von Ameisen verzehrt werden und leben derart in Symbiose mit ihnen. Einige Lycaeniden nutzen sogar ihre Assoziation mit Ameisen aus, indem sie Ameisen dazu bringen, sie durch Regurgitieren eines Nahrungsbreis zu ernähren, ein Prozess, der Trophallaxis genannt wird.
Frisch in einem Ameisennest geschlüpfte myrmecophile Falter können den sie verfolgenden Ameisen nur entkommen, da sie bewachste Schuppen tragen, welche die Verfolger irritieren und eine Weile behindern, den noch jungen Schmetterling zu überwältigen.

Die Puppen sind in Farbe und Musterung sehr verschieden. Die Form der Puppe ist rundlich gewölbt und relativ dick.

In den von Museum Witt im Laufe der Jahre erworbenen Sammlungen befand sich auch reichhaltiges Lycaenidenmaterial. Dieser interessante und artenreiche Bestand ist derzeit zwar determiniert, jedoch in Teilen noch nicht systematisch geordnet.

Literatur

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(Text: DE FREINA 08.09.2018).


Polyommatus ciloicus
de Freina & Witt, 1983,
Holotypus (Foto de Freina)


Polyommatus coridon(Poda, 1761) ♂ Südfrankreich
(Foto de Freina)