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Notodontidae - Typenverzeichnis


Über (6) Notodontidae

Notodontidae (Zahnspinner)

Die Zahnspinner sind eine Familie von Motten mit derzeit etwa 3600 bekannten Arten. Sie sind Teil der Superfamilie Noctuoidea. Ihre Arten sind in allen Teilen der Welt zu finden, aber die Artenvielfalt ist in tropischen Gebieten, besonders in der Neuen Welt, mit etwa 1800 Arten am reichhaltigsten (MILLER, 1992). Ihre tatsächliche Weltfauna dürfte wahrscheinlich 4000 Arten übertreffen.

Die Subfamilieinteilung variiert, umfasst derzeit 8 Unterfamilien, die in drei Gruppen unterteilt werden: Oenosandrinina (für Oenosandrinae mit drei Arten in Australien), Thaumetopoeinina (für Thaumetopoeinae) und Notodontinina (für die restlichen sechs Unterfamilien).

Notodontidae sind ausgesprochene Baumbewohner. Dementsprechend leben sie hauptsächlich in Waldgebieten. Es sind kleine bis sehr große Falter mit Flügelspannweiten von 20 bis 124 mm. Weibliche Tiere sind in der Regel größer als die Männchen ihrer Art.

Ihr Körper ist kräftig, die Thorax dicht behaart. Die Vorderflügel sind länglich dreieckig. An ihrem Geäder ist charakteristisch, dass im Vorderflügel die Adern a2 und a3 unmittelbar nach ihrem Ursprung aus der Flügelwurzel verschmelzen. Der deutsche Name Zahnspinner bezieht sich auf ein bei vielen Arten vorhandenes Haarbüschel am Hinterrand der Vorderflügel, das in Ruhe zahnähnlich senkrecht absteht.

Die meisten Arten sind wenig farbenprächtig, viele mit gedeckten Braun- und Grautönen. Aus diesem Grund ähneln sie Noctuidae, obwohl sie mit dieser Familie nicht enger verwandt sind. Nur etliche Arten sind weiß, einige auch bunt oder mit irisierenden Markierungen.

Notodontiden sind nachtaktiv. Nur die bunter gezeichneten Dioptinae, die früher als eine separate Familie betrachtet wurden, fliegen am Tag. In Ruhestellung, die tagsüber überwiegend an Baumstämmen eingenommen wird, werden die Flügel dachförmig über den Rücken des Körpers gefaltet gehalten. Sie sind dabei in Färbung und Gestalt an die Rinde angepasst. Andere Arten rollen die Flügel eng an den Körper, wodurch die Motte eine stöckchenähnliche Form erlangt.

Der Kopf ist dicht mit Schuppenhaaren besetzt, die Fühler sind meist bis zur Spitze kammförmig, wobei die Kammzähnung bei den Männchen stets länger ausgeprägt ist als die der Weibchen. Die Palpen sind rückgebildet. Der Saugrüssel ist unterschiedlich entwickelt, bei einigen Arten ist er reduziert oder fehlt. Mit Ausnahme einiger Dioptinae-Arten besitzen alle Arten funktionelle tympanale Hörorgane am Metathorax.

Das Ei ist halbkugelförmig oder fast kugelförmig und weist keine Rippen auf.
Zahnspinnerraupen leben einzeln oder in Gruppen. Sie entwickeln sich überwiegend an Sträuchern und Bäumen. Sie können mühelos die zähen Blätter mit ihren kräftigen Mundwerkzeugen zerkleinern. Nur die Arten der Dioptinae leben an krautigen Pflanzen.

Bei vielen Arten sind deren Raupen bunt und gestreift und zeichnen sich besonders durch ihre oft bizarren Gestalt aus. Sie sind meist unbehaart, können aber Tuberkel, Stacheln oder Höcker aufweisen. Bei einigen sind sie seltsam geformt und sehen aus wie Teile der Wirtspflanze. Viele Raupen nehmen eine charakteristische Haltung ein, wenn sie sich bedroht fühlen: Sie heben dabei das Hinterteil und den Kopf, um eine U-Form zu bilden. Bei den „Gabelschwanzarten“ ist das Hinterleibsende durch Umbildung der Abdominalfußpaare gabelförmig gestaltet. Einige haben chemische Abwehrmittel und sondern Cyansäure, Ameisensäure und andere Ketone ab.
Die Verpuppung erfolgt in einem mehr oder weniger festen, häufig mit Holzgenagsel verstärkten Kokon an Rinde, wodurch dieser nicht mehr von dieser unterscheidbar ist. Es gibt aber auch Gruppen, deren Raupen sich zwischen Blättern oder im Boden verpuppen.
Die Überwinterung erfolgt bei den heimischen Arten in der Regel als Puppe, selten als Ei.

Literatur

DE FREINA, J. J. & WITT, T. J. (1987): Nolidae, Arctiidae, Syntomidae, Dilobidae, Lymantriidae, Notodontidae, Thaumetopoeidae, Thyretidae, Axiidae, Drepanidae, Thyatiridae, Bombycidae, Brahmaeidae, Endromidae, Lasiocampidae, Lemoniidae, Saturniidae. In: Die Bombyces und Sphinges der Westpalaearktis, Band 1 (708 pp., 46 Farbtafeln). – Edition Forschung & Wissenschaft Verlag GmbH, München.

GAEDE, M. (1928): Thaumetopoeidae, Notodontidae. – In SEITZ, A. (ed.) Die Gross-Schmetterlinge der Erde. Eine Systematische Bearbeitung der bis jetzt bekannten Gross-Schmetterlinge. Die Afrikanischen Spinner und Schwärmer, 14:395–444.

GAEDE, M (1934): Lepidopterorum Catalogus, Vol. 59: Notodontidae. ‒ W. Junk, Berlin, 351 pp.

GRÜNBERG, K. (1912): Notodontidae. [pp. 284-319]. In SEITZ, A. (ed.), Macrolepidoptera of the World, Vol. 2. ‒Alfred Kernen, Stuttgart.

LAFONTAINE, D. J. & SCHMIDT, B. C. (2010): Annotated check list of the Noctuoidea (Insecta, Lepidoptera) of North America north of Mexico. ‒ ZooKeys, 40: 1–239:

MILLER, J. S. (1992): Pupal morphology and the subfamily classification of the Notodontidae (Lepidoptera: Noctuoidea). ‒ Journal of the New York Entomological Society, 100(2):228-256.

SCHINTLMEISTER, A. (2008): Palaearctic Macrolepidoptera, Vol. 1: Notodontidae. ‒ Apollo Books, Stenstrup, 2008, 482 pp.

SCHINTLMEISTER, A. & LOURENS, J. H. (2010): The Philippine Notodontidae (Lepidoptera). ‒ Quadrifina, 8: 1-349.

SCHINTLMEISTER, A. (2013): World Catalogue of Insects: Notodontidae & Oenosandridae (Lepidoptera). Volume 11: 1-608. ‒ Brill, Leiden-Boston, 605 pp.

SCHINTLMEISTER, A. & WITT, T. J. (2015): The Notodontidae of South Africa including Swaziland and Lesotho (Lepidoptera: Notodontidae). ‒ Proceedings of the Museum WITT, 2, München und Vilnius, 104 Verbreitungskarten, 37 Farbtafeln, 42 Tafeln, 288 pp.

WELLER, S. J. (1992): Survey of Adult Morphology in Nystaleinae and Related Neotropical Subfamilies (Noctuoidea: Notodontidae). ‒ Journal of Research on the Lepidoptera, 31(3-4): 233-277.

(Text DE FREINA 30.09.2018)

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