Home ::
Sammlungen ::
Alphabetisch ::
Papilionidae |
Papilionidae - Typenverzeichnis |
Über Papilionidae (Ritterfalter) Die Ritterfalter (Papilionidae), eine Familie aus der Ordnung der Schmetterlinge, unterteilen sich in die vier Unterfamilien Baroniinae, Praepapilioninae, Parnassiinae (mit Parnassiini und Zerynthiini) und Papilioninae (mit Leptocircini, Teinopalpini, Papilionini und Triodini). Die Verbreitung der Familie erstreckt sich über die ganze Welt mit Ausnahme der Antarktis. Weltweit sind bisher etwas über 550 Arten entdeckt, die über die tropischen und gemäßigten Regionen verteilt sind. Die Mehrzahl und die größte artliche Vielfalt findet man in den Tropen und subtropischen Regionen, insbesondere in Südostasien und Ostasien. In Europa kommen 14 Arten vor, im deutschsprachigen Raum ist die Familie aber nur mit sechs Arten vertreten. Die nordamerikanische Fauna kennt 40 Arten, darunter Parnassius- Arten und mehrere Tropisten. Papilionidae sind von Meeresniveau bis in höhere Bergregionen vertreten. Letzteres trifft besonders auf die meisten Parnassius-Arten (Tribus Parnassiinae) zu. So wurde im Himalaya Parnassius epaphus noch in Höhen von 6.000 Metern über dem Meeresspiegel gefunden. In den Alpen ist der Hochalpen-Apollo (Parnassius phoebus) bis in eine Höhe von 3.000 Metern verbreitet. Am nördlichsten verbreitet ist der Sibirische Apollo (Parnassius arcticus), der im nördlichen Polarkreis im Nordosten Jakutiens in 1500 Metern über dem Meeresspiegel nachgewiesen wurde. Zu den Ritterfaltern gehören zahlreiche der farbenprächtigsten und beeindruckendsten tagaktiven Schmetterlinge der Welt. Einige der Gattungen Troides und Ornithoptera, die in Australasien (Australien mit umliegenden Inseln) verbreitet sind, gehören zu den größten der Welt. Deren größter ist der Königin-Alexandra-Vogelfalter (Ornithoptera alexandrae), dessen Weibchen eine Flügelspannweite von bis zu 28 Zentimetern und eine Körperlänge von 7,5 Zentimetern erreichen. Die Flügelspannweite der etwas kleineren Männchen misst ca. 20 Zentimeter. Die europäischen Arten erreichen Flügelspannweiten von 45 bis 75 Millimetern. Eine charakteristische Artengruppe bilden die Schwalbeschwanzarten, in der Regel ebenfalls große, auffällige Schmetterlinge mit Hinterflügeln, die normalerweise charakteristische längliche Schwänze aufweisen. Es wird angenommen, dass diese Fortsätze Fühler nachahmen und so Fraßfeinde von wichtigeren Körperteilen ablenken. Die Eier der Papilioniden sind mehrheitlich cremefarbenen, rund und glatt, während die von Parnassius-Arten mit wabenartigen Vertiefungen aufweisen. Die Larvalstadien der meisten Arten zeigen eine grüne Grundfärbung mit schwarzen Querstreifen. Auf diesen sind mehrere Punkte angeordnet, deren Färbung von Gelb-Grün über Weiß-Grün bis zu Blau-Grün reicht. Die Breite der schwarzen Querstreifen wie auch die Größe der Flecken können stark variieren. Die Raupen der Ritterfalter ernähren sich von einem großen Spektrum verschiedener Wirtspflanzen; allerdings überwiegend von Osterluzeigewächsen (Aristolochiaceae), Schuppenapfelgewächsen (Annonaceae), Lorbeergewächsen (Lauraceae), Doldenblütlern (Apiaceae) und Rautengewächsen (Rutaceae). Die Arten der Triben Zerynthiini, Luehdorfiini und Troidini sind die einzigen, die nahezu ausschließlich auf Osterluzeigewächse spezialisiert sind. Durch das Fressen dieser giftigen, Aristolochiasäure enthaltenden Pflanzen werden sowohl die Raupen als auch die Falter giftig, was sie vor Fressfeinden schützt. Die Raupen aller Arten besitzen zwischen dem Kopf und dem ersten Thoraxsegment eine grell gefärbte, wulstige Nackengabel (Osmaterium), die bei Gefahr ausgestülpt werden kann. Zusätzlich wird dabei der Kopf und der vordere Teil des Körpers nach hinten und unten kontrahiert. Diese Nackengabel verströmt einen unangenehmen Geruch, der neben der optischen Abschreckung vor dem Gefressenwerden schützt. Die Puppen sind hellbraun mit einem lateralen und einem dorsalen Band, das sich von Braun/Hellbraun nach Schwarz verfärbt. Ihre Färbung variiert je nach den Lichtverhältnissen im Raupenstadium. Die weltweit aufgestellte Familie Papilionidae des Museums umfaßt derzeit cirka 600 Kästen. Sie wird von Thomas WITT persönlich betreut. In ihrer gesamten geographischen Verbreitung reichhaltig dokumentiert sind besonders der Segelfalter Iphiclides podalirius (systematisch bearbeitet von Prof. Th. WOHLFAHRT), der Schwalbenschwanz Papilio machaon sowie durch den Erwerb der Sammlung DE FREINA die Arten der Gattungen Zerynthia und Archon (Parnassiinae), die auch zahlreiches Typenmaterial enthält. Die ebenfalls sehr umfangreiche Sammlung der Gattung Parnassius, die derzeit an die 100 Kästen umfasst, beinhaltet die Spezialsammlungen DE FREINA und KRUSEK sowie Material aus den Beständen des Hungarian Natural History Museum, Budapest, das 1995 ans Museum WITT gelangte. Besonders der Apollofalter Parnassius apollo ist aus seinem gesamten Verbreitungsgebiet reichhaltig archiviert, wobei auch Belege von vielen inzwischen bereits ausgestorbenen Populationen vorhanden sind. Dieses wertvolle Material der heute weltweit geschützten Art konnte durch den Erwerb älterer Sammlungen für die Nachwelt gesichert werden. Es war und ist das besondere Anliegen von WITT, solch unwiederbringliche Tiere in museale Obhut zu bekommen, um sie für die Nachwelt auf Dauer zu erhalten. In Europa hat der Apollofalter in den letzten Jahrzehnten starke Gebietsverluste hinnehmen müssen. Aus vielen Mittelgebirgsregionen Deutschlands ist er verschwunden. Auch in anderen Teilen Europas sind viele Populationen erloschen. Die „apollo“-Sammlung ist geographisch nach H. GLASSL (2005) geordnet und diesem Autor folgend sind bei deren Aufstellung alle validen Taxa im Unterartrang berücksichtigt. Einmalig und besonders attraktiv dürfte auch die Sammlung der „Vogelflügler“ (Ornithopteren) sein, in welche die Spezialsammlungen von K. RUMBUCHER und B. von KNÖTGEN geschlossen integriert wurden. Der außergewöhnlich schöne großformatige Bildband von Bela von KNÖTGEN über Ornithoptera (MGG Verlag Frankenbach, Wangen, 1997) ist überwiegend auf der Basis des Sammlungsmaterials dieses Autoren entstanden. Generell kann man sagen, dass in der Ornithopteren-Sammlung des Museums WITT, zumeist in reichlicher Anzahl, Ornithoptera-Arten aus fast allen in der Literatur erwähnten Lebensräumen einschließlich seltener Inselpopulationen vertreten sind. Literatur D`ÀBRERA, B. (19829: Butterflies of the Oriental Regiond, Part 1, Papilionidae and Pieridae. ‒ Hill House, Victoria, Australia, xxxi + 244 pp. EBERT, G. (1993): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 1, Tagfalter I. GLASSL, H. (2005): Parnassius apollo: seine Unterarten. ‒ Eigenverlag GLASSL, 279 pp. MILLER, J. S. (1987): Phylogenetic studies in the Papilioninae (Lepidoptera: Papilionidae). ‒ Bull. Am. Mus. Nat. Hist., 186:365-512. MUNROE, E. (1961): The classification of the Papilionidae (Lepidoptera). ‒ Canadian Entomologist Supplement, 17: 1‒51. TSUKADA, E. & NISHIYAMA, Y. (1982): Butterflies of the South East Asian Islands; Vol. 1: Papilionidae. ‒ Plapac Co. Ltd., Tokyo, 457 pp., 166 colour plates. (Text DE FREINA 5.10.2018) |