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Pieridae - Typenverzeichnis


Über Pieridae (Weißlinge)

Die Weißlinge (Pieridae) sind eine Schmetterlingsfamilie der Superfamilie Papilionoidea (Lepidoptera). Sie sind mit ca. 2000 Arten fast weltweit in allen zoogeographischen Regionen mit Ausnahme der Antarktis verbreitet. Auch in Neuseeland waren sie ursprünglich nicht heimisch, doch wurde dort seit 2010 die europäische Art Pieris rapae eingeschleppt.

Ihre Lebensräume reichen vom Flachland bis in die Gebirge, wobei spezialisierte Arten in Hochgebirgen bis in 4500 m Höhe wie auch in Wüstengebieten vorkommen. Ihre größte Artenvielfalt erreicht die Familie in den tropischen Regionen Afrikas und Asiens.

Der deutsche Name leitet sich aus der Grundfärbung ihrer bekanntesten Vertreter, den Kohlweißlingsarten (Pieris rapae und Pieris brassicae), ab, doch zählen auch viele farbige Arten mit gelber oder oranger Grundfarbe wie etwa der Aurorafalter (Anthocaris cardamines) oder der Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) zu dieser Familie.

Die Weißlinge werden phylogenetisch in die vier Unterfamilien Dismorphiinae (Leguminosenweißlinge wie den in Europa heimischen Senfweißlingsarten), Pierinae (Echte Weißlinge, mit den Tribus Anthocharini und Pierini), Coliadinae (Gelblinge, mit Tribus Coliadini und Gonepterygini) sowie die Pseudopontiinae unterteilt. Von diesen Unterfamilien sind die ersten drei mit 51 Arten in Europa vertreten. Die Unterfamilie Pseudopontiinae umfasst lediglich die in Zentral- und Westafrika vorkommende Gattung Pseudopontia.

Bekannteste mitteleuropäische Arten sind der Kleine und Große Kohlweißling (Pieris brassicae und Pieris rapae), beide mit überwiegend weißen Flügeln, die in mindestens 2 Generationen pro Jahr auftreten. Weiß, aber mit je einem großen orangefarbenen Fleck (Männchen) auf den Vorderflügeln ist auch der Aurorafalter (Anthocaris cardamines). Einer der ersten Schmetterlinge im Frühjahr ist der als Falter überwinternde Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni), dessen Männchen leuchtend gelb gefärbt ist, während das Weibchen eine weißlich grünliche Tönung aufweist.

Die Größe der Arten ist sehr verschieden. Die meisten sind typischerweise von mittlerer Größe und weisen einen Geschlechtsdimorphismus auf. Manche sind aber auch relativ klein, während einige größere tropische ebenfalls meist weiß, gelb oder orange beschuppte Flügel aufweisen. Es gibt aber auch einige schwarze oder rot gefärbte Arten, und viele haben verborgene ultraviolette Muster, die bei der Balz eine Rolle spielen. Arten mit mehr als einer Generation entwickeln häufig so genannte Saisondimorphismen, also jahreszeitliche unterschiedlich aussehende Formen.

Die Falter sind tagaktiv, zwecks Nahrungsaufnahme von Nektar eifrige Blumenbesucher und als sonnen- und wärmeliebende Tiere gern in Offenlandhabitaten anzutreffen. Sie benötigen viel Flüssigkeit, weswegen man deren Männchen oft in großen Gruppen an Pfützen, an Ufern und anderen feuchten Stellen beim Saugen beobachten kann. Manche Weißlingsarten wie der Postilllon (Colias croceus) unternehmen ausgedehnte Wanderzüge.
Die Fühler sind von halber Länge der Vorderflügel und schlank, die Enden kolbenförmig verdickt. Die Augen sind glatt, die Labialpalpen überragen den Kopf, bei beiden Geschlechtern sind alle Beine, jeweils mit einem Paar Krallen bestückt, voll funktionsfähig. Die Vorderflügel haben zwischen 10 und 12 Adern, wobei die Adern 7, 8 und 9 gelegentlich verschmelzen. Androkoniale Schuppen sind in der Regel auf der Vorderflügeloberseite vorhanden. Der Hinterflügel hat 2 Analadern. Die Zelle ist sowohl in Vorder- wie auch im Hinterflügel geschlossen.

Die relativ großen Eier sind spindelförmig oder flaschenförmig, stark gerippt und überwiegend weiß, gelb, orange oder rot gefärbt. Manchmal werden sie säulenförmig auf Blätter, Knospen und Stängel abgelegt.
Die mehrheitlich grünen und glatten Raupen ernähren sich oligophag von Pflanzen der Familien Fabaceae und Brassicaceae (Hülsenfrüchte, Kreuzblütlern). Manchmal sind die Raupen auch grau gemustert. Bei den meisten Raupen sind kurze Haare zu erkennen.

Gewöhnlich überwintern Arten im Puppen- oder Larvenstadium, während tropische Arten als Falter in Diapausen heißere oder kühlere Perioden überdauern.
Die Verpuppung erfolgt als Gürtelpuppe. Diese hat in der Regel einen spitzen Kopf und ist in aufrechter Position, getragen von einem seidenen Brustgürtel (Gürtelfaden) und dem an einer seidenen Unterlage befestigten Kremaster am Hinterende.
Die Puppen haben sehr unterschiedliche Farben. Manche sind fast gänzlich grün, andere wiederum grau-beige oder auch bunt wie diejenige des Baumweißlings Aporia crataegi.

Das Museum WITT beherbergt eine reichhaltige Weißlings-Sammlung, wobei verstärkt Arten aus des palaearktischen Faunengebietes vertreten sind. Hervorzuheben sind hier die von DE FREINA geschlossen übernommenen Spezialsammlungen an Coliadini und Gonepterygini. Erstere wurde von dem Spezialisten Josef GRIESHUBER taxonomisch überarbeitet und aktualisiert.

Literatur

BOLSHAKOV, L. V., RUCHIN, A. B. & KURMAEVA, D. K. (2013). Fauna and variability of the genus Leptidea Billberg, 1820 (Lepidoptera, Pieridae) in the Republic of Mordovia, Russia. ‒ Euroasian Entomological Journal 12(1): 87–92. [Auf Russisch]

BRABY, M. F. (2005): Provisional checklist of genera of the Pieridae (Lepidoptera: Papilionoidea). ‒ Zootaxa; 832(1): 1‒16.

D`ÀBRERA, B. (19829: Butterflies of the Oriental Regiond, Part 1, Papilionidae and Pieridae. ‒ Hill House, Victoria, Australia, xxxi + 244 pp.

EBERT, G. (1993): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 1, Tagfalter I.
(Ritterfalter (Papilionidae), Weißlinge (Pieridae), Edelfalter (Nymphalidae)), Ulmer Verlag Stuttgart.

EITSCHBERGER, U. (1984): Systematische Untersuchungen am Pieris napi bryoniae-Komplex (s.l.). — Herbipolania 1 (1): xxii + 504 S.; (2): 601 S. Markleuthen.

GRIESHUBER, J. & LAMAS, G. (2007): A Synonymic List of the Genus Colias FABRICIUS, 1807 (Lepidoptera: Pieridae). ‒ Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft; 97: 131–171.

SCHWEIZERISCHER BUND FÜR NATURSCHUTZ [Hrsg.] (1987): Tagfalter und ihre Lebensräume. Arten – Gefährdung – Schutz. — XI + 516 S. (hier 154-155), Egg/ZH (Fotorotar AG)

(Text DE FREINA 6.10.2018).