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Saturniidae - Typenverzeichnis


Über (24) Saturniidae (Pfauenspinner, Augenspinner)

Saturniidae, allgemein als Saturniiden bekannt, gehören der Superfamilie Bombycoidea an. Sie sind weltweit mit etwa 1500 Arten verbreitet. In Europa sind sie mit zehn Arten vertreten.

Ihr deutscher Name weist auf die bei den meisten Arten ausgeprägten Augenflecken auf den Flügeln hin, die durch plötzliches Vorzeigen eine abschreckend auf Fressfeinde wie etwa Vögel bewirken sollen. In Ruhestellung werden die Flügel flach seitwärts gehalten.
Die Arten der in der Regel nachaktiven Saturniiden sind mittel- bis extem groß. Zu ihnen gehören jedoch einige der größten Mottenarten der Welt. Generell sind die wesentlich flugträgeren Weibchen größer als die Männchen. Der Sexualdimorphismus variiert je nach Art, aber die Geschlechter sind nicht zuletzt durch ihre größeren, breiteren Fühler der Männchen leicht zu unterscheiden. Der Körper der Tiere, besonders der der Männchen, ist im Verhältnis zu den Flügellängen relativ klein.
Die Männchen tragen lang doppelt gekämmte Fühler, die diesen dazu dienen, um selbst aus größerer Distanz die Lockstoffe der mit abdominalen Duftdrüsen ausgestatteten Weibchen wahrzunehmen. Die Fühler der Weibchen sind deutlich kürzer gefiedert. Die Mundwerkzeuge der Falter sind verkümmert und sie nicht in der Lage sind, Nahrung aufzunehmen. Der einzige Inhalt ihres Lebens ist die Fortpflanzung.

Eine bemerkenswerte Artengruppe sind die Attacus-Spinner, riesige Seidenmotten, die mit einer Flügelspannweite von 25 bis 30 Zentimetern und 400 cm² Flügeloberfläche zu den größten bekannten dieser Tiergruppe gehören. Ihre Flügel sind sehr breit, die gelblichen Vorderflügelspitzen weit ausladend stumpf sichelförmig. Den Flügeln fehlt ein Frenulum, aber die Hinterflügel überlappen die Vorderflügel, wodurch die Wirkung einer ungebrochenen Flügeloberfläche erzeugt wird.
Auch die Herculesmotte (Coscinocera hercules) aus den tropischen Wäldern Australiens mit einer Flügelspannweite von etwa 28 cm hat eine annähernd gleiche Flügelfläche. Diese Motte hat breite, dunkelbraune Flügel mit Schwänzen am Hinterflügel. Dagegen beträgt die Flügelspannweite der meisten nordamerikanischen Arten nicht mehr als 15 cm.

Bei den großen Arten sind die Raupen sehr stattlich und erreichen eine Länge von bis zu 11,5 Zentimetern. Sie ernähren sich überwiegend von Baumlaub. So ernährt sich die Raupe der in Nordamerika eingeführten Samia cynthia-Motte, auch Ailanthus-Seidenmotte genannt, deren Heimat Asien ist, etwa hauptsächlich von den Blättern des Ailanthus-Baums und der Rizinuspflanze. Meist sind die Raupen der Saturniidae grün bis blaugrün gefärbt und tragen am Rücken häufig lange, fleischige oder warzige Fortsätze. Ihre Bauchbeine sind dick wulstig, ihr hinteres Ende ist merkwürdig geformt und weist an den Seiten häufig zwei große, hellgrüne Flecken mit orangem Rand auf.
Die Verpuppung erfolgt in Kokons, bei einigen Arten auch am Boden. Einige der Arten wie die der Antheraea spinnen dicke, seidene Kokons, die manchmal zur Herstellung von Handelsseide verwendet werden. Derartige Kokons, oft in Blättern gerollt und an einem Baum aufgehängt, ergeben jedoch eine Seide von schlechter Qualität.
Das Nachtpfauenauge (Saturnia pavonia), das in gemäßigten Regionen Europas und Asiens verbreitet ist, zeigt stark gemusterten Flügel mit transparenten Augenflecken.
Ihr weitaus größerer Verwandter, das Wiener oder Große Nachtpfauenauge (Saturnia pyri), erreicht eine Spannweite von bis zu 17 cm und gilt als größter europäischer Schmetterling.
Die Männchen der Art fliegen im Spätfrühling zwischen Einbruch der Dunkelheit und Mitternacht auf der Suche nach paarungsbereiten Weibchen. Bis in 5 km Entfernung finden die Männchen, angelockt von Sexuallockstoffen (Pheromonen), ihre Partnerin, die meist reglos und gut getarnt an Stämmen ihrer Wirtspfllanze sitzt. Noch in derselben oder innerhalb der nächsten zwei Nächte nach der Paarung werden die Eier abgelegt, bevorzugt an dünnen Ästen alter Obst- und Nussbäume.
Die bis 12 cm langen, ziemlich dicken Raupen sind gelbgrün mit bläulichen Tupfen und Borsten. Die Raupe spinnt einen länglich birnenförmigen, dunkelbraunen und sehr harten Kokon mit einer kunstvollen Reuse zum Ausschlüpfen des Falters am oberen Ende. In diesem Kokon findet die Verwandlung zur Puppe statt. Im Frühjahr des nächsten Jahres schlüpfen die Schmetterlinge aus dem Kokon. Das Wiener Nachtpfauenauge ist bei uns streng geschützt. Gefährdet ist es vor allem durch das Spritzen von Obstbäumen. Wie für alle Nachtfalter sind auch helle Lichtquellen an Gebäuden und Straßen problematisch.

Das Museum Witt weist einen außerordentlich artenreichen Bestand an Saturniiden auf. Besonders hervorzuheben ist dabei der einzigartige Bestand an Arten der Gattungen Attacus und Archaeoattacus, der im Jahr 2000 aus der Sammlung der Saturniidae-Spezialisten Ulrich & Laela H. PAUKSTADT, Wilhelmshaven, übernommen wurde. Diesen ist es in jahrzehntelanger Tätigkeit erstmals gelungen, authentisches Material nahezu aller bekannten Taxa dieser Gattungen zu beschaffen und teilweise auch zu züchten. 2006 übernahm das Museum deren Nachträge aus weiteren Forschungsreisen sowie der Bestand der Gattung Salassa.
Dieses wissenschaftlich wertvolle und vorbildlich konservierte Material erlaubt einen kleinen Einblick in die großartige und weit gespannte Forschungstätigkeit der Eheleute PAUKSTADT, auf die hier hingewiesen wird:

www.wildsilkmoth-paukstadt.de

www.wildsilkmoth-indonesia.com

Die Attacus-Sammlung ist dargestellt unter: Virtuelle Sammlungen
Die Gattung Samia ist dargestellt unter: Virtuelle Sammlungen

Teile des Sammlungsbestandes sind dargestellt unter: Virtuelle Sammlungen

(Text: Josef de Freina, 7.1.2019)